Ganz gleich, ob schönste Sommersaison oder gemütlicher Winter – der Take-Away Verkauf von Speisen und Getränken ist beliebter denn je. Viele Gästinnen und Gäste möchten ihre Speisen auch unterwegs genießen.
Eine gleichzeitig schockierende Entwicklung: Berge an Verpackungen an den überfüllten Mülltonnen. In Deutschland werden jährlich 18,7 Mio. Tonnen Verpackungsmüll produziert (Umweltbundesamt, 2020), davon der Großteil aus Virgin Kunststoff. Einige Hersteller:innen haben dem Verpackungsmüll aus Plastik den Kampf angesagt und benutzen stattdessen kompostierbare Verpackungen. Warum grundsätzlich keine Verpackung trotzdem besser als eine kompostierbare Verpackung ist und in welche Fettnäpfchen man bei der Entsorgung treten kann, zeigen wir in diesem Blogeintrag.
Was sind kompostierbare Verpackungen?
Kompostierbare Verpackungen, also Schüsseln, Bowls, Teller, To-go Becher etc., können sich nachweislich, primär unter bestimmten Bedingungen, biologisch abbauen. Diese biologische Abbaubarkeit muss geprüft und durch ein Zertifikat nachgewiesen werden. Die Zertifizierung erfolgt durch verschieden Organisation, bspw. durch den TÜV Rheinland und belegt, dass eine Verpackung in einer industriellen Kompostieranlage entsorgt werden darf. Es wird sich immer an der DIN EN 13432 orientiert. Mehr dazu findest du unten.
Mikroorganismen bauen beim Kompostieren die einzelnen Materialien und ihre Bestandteile ab. Dies passiert unter kontrollierter Temperatur (55 bis 60°), bestimmter Sauerstoffzufuhr und Feuchtigkeit in einer bestimmten Zeitspanne. Diese Kriterien kann nur eine industrielle Kompostieranlage erfüllen. Die meisten kompostierbaren Verpackungen können also nicht, wie oft angenommen, im Hauskompost entsorgt werden. Dies ist nur möglich, wenn ausdrücklich vom Hersteller ausgeschrieben oder wenn das Produkt laut dem TÜV Austria nach OK compost HOME zertifiziert ist.
Um die kompostierbaren Verpackungen vereinheitlichen zu können, wurde Mitte der 1990er-Jahre die Europäische Norm EN 13432 eingeführt. Die Norm führt Anforderungen an eine Verpackung auf, um die biologische Abbaubarkeit in der industriellen Kompostierung zu belegen. Die Anforderungen gelten für die gesamte Verpackung, also auch Druckfarbe und Kleber.
Außerdem wichtig: Um als kompostierbar zu gelten, muss ein Material biobasiert sein. Dieses ist es nach EN 13432, wenn es zu einem überwiegenden Anteil aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Andersherum sind nicht alle biobasierten Verpackungen gleichzeitig kompostierbar.
Wie werden kompostierbare Schalen, Becher, Teller und Co heutzutage entsorgt?
Abfälle aus der Biomülltonne werden in Deutschland in Kompostierungs- und Vergärungsanlagen gesammelt. Dort werden sie nach einiger Zeit zu Dünger für den Boden oder aus den Müllresten wird in Biogasanlagen Energie gewonnen. Kompostierbare Verpackungen würden in Biomülltonnen aus verschiedenen Gründen als Störstoffe aussortiert werden. Das größte Problem liegt in der Verwechselbarkeit von konventionellen Verpackungen und kompostierbaren Verpackungen. Aus diesem Grund ist es derzeit in Deutschland verboten jegliche Arten von Verpackungen in der Biomülltonne zu entsorgen. Die Sorge besteht, dass bei Aufhebung des Gesetzes insgesamt mehr Plastik in den Biomüll gelangen würde.
In Restmüll, Papiertonne und Gelber Tonne wird der Müll, nach Sortierung, verbrannt. Somit werden kompostierbare Verpackungen am Ende genauso entsorgt, wie konventionelle Verpackungen auch. In der Gelben Tonne werden zwar Materialien durch verschiedene Verwertungsverfahren sortiert, jedoch existiert bisher kein Verfahren für kompostierbare To-go Becher, Schüsseln, Deckel usw., so dass sie als Sortierreste thermisch verwertet werden.
Mit der Auswahl der „richtigen“ Tonne steht und fällt der Erfolg des Abfall-Managements.
Was sind dennoch die Vorteile von kompostierbaren Verpackungen?
Kompostierbare Verpackungen sind schadstoffärmer als herkömmliche Kunststoffverpackungen. Sie dürfen einen Grenzwert für Schwermetalle und Ökotoxizitätsanforderungen nicht überschreiten. Zudem sind sie meist biobasiert und zersetzen sich nachweislich unter bestimmten Bedingungen. Bedeutet für die Gastronomie: kompostierbare Verpackungen sind in ihrer Herstellung und Materialauswahl meist umweltschonender als konventionelle Verpackungen.
Initiative Kreislaufverpackung
Ziel dieser Initiative, welche u.a. von den Unternehmen Samova, Denttabs, Sonnentor und the nu company ins Leben gerufen wurde, ist es, kompostierbare Verpackungen ökologisch sinnvoll zu entsorgen. Den Weg zu diesem Ziel sieht die Initiative in der Entsorgung über die Gelbe Tonne. Die Forderung: kompostierbare Verpackungen sollen über verschiedene Verfahren aussortiert, recycelt oder kontrolliert kompostiert werden. Andere Materialgruppen und Produkte werden beispielsweise bereits durch Infrarotstrahlen aussortiert und dann recycelt. Für kompostierbare Verpackungen besteht ein solches Verfahren derzeit noch nicht, weshalb sie in den Sondermüll geraten.
Unser Fazit
Wenn man als Gastronom:in einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen möchte, sind kompostierbare Schalen, Teller, Becher, Deckel und Besteck eine gute Alternative zu herkömmlichen Verpackungen. Sie sind nachhaltiger in der Herstellung und bei der Auswahl der Materialien. Bisher haben kompostierbare Verpackungen leider das selbe End-of-Life Szenario wie konventionelle Verpackungen. Hier bringen sie leider bisher keine Verbesserung mit sich. Es ist sinnvoll, soweit wie möglich auf Take-Away Verpackungen zu verzichten und ein Mehrwegsystem, wie zum Beispiel Recup/Rebowl, einzuführen. Dies ist nicht an jeder Stelle umsetzbar. Aber vielleicht gibt es in deinem Betrieb bereits die ein oder andere Schraube, an der man drehen kann.
Autorin: Nadja Hoffmann
Illustratorin: Ayla Hentges