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Check In mit Ben Förtsch @Creativhotel Luise

TUTAKA Blog Check In Mit - Panorama Bild Creativhotel Luise

Name: Benjamin Förtsch
Beruf: Geschäftsführer vom Creativhotel Luise
Kontakt: LinkedIn
Intro: Ben Förtsch und das Creativhotel Luise sind uns auf unserer Reise schon häufig begegnet. Wir haben das Hotel als TUTAKA Rolemodel vorgestellt und mit Ben bei verschiedenen Anlässen Meinungen und Impulse ausgetauscht. Dieses #CheckInMit jedoch war anders als die Gespräche, die wir in dieser Reihe bisher geführt haben. Kein Gespräch hat bis dato ein so realistisches und ehrliches Bild vom Frust und den aktuellen Herausforderungen der Hotelbranche gezeichnet, wie das mit Ben.

Wir haben über den Hotelalltag und die Entwicklungen des Creativhotel Luise gesprochen. Über Multiplayer Games und was diese mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Über die Schärfung des Begriffs “Nachhaltigkeit” diskutiert. Über Kreisläufe und Cradle to Cradle. Bens Fokus und Vision für das Erlanger Hotel: genau das – Zirkularität – in allen unternehmerischen Bereichen. Wie er das plant und umsetzt? Das könnt ihr in diesem #CheckInMit lesen…

TUTAKA CheckInMit Ben Förtsch vom Creativhotel Luise

Lieber Ben, Hotels & Nachhaltigkeit sind wie… Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, mit dem Begriff “Nachhaltigkeit” den Satz zu vervollständigen. Schon länger beschäftige ich mich damit, Alternativen für das in Hochkonjunktur gefallene Wort “Nachhaltigkeit” zu finden.

Für mich wäre ein möglicher Alternativ-Begriff “anständig”. Anständiges Handeln – sich selbst, seiner Umwelt gegenüber und im Umgang miteinander: das könnte ich mir gut als Begrifflichkeit vorstellen. Und es lässt sich meiner Meinung nach gut auf das unternehmerische und sozio-ökologische Handeln im Hotel oder in einem gastgewerblichen Betrieb anwenden.

Euer Geschäftskern liegt in der Tagungshotellerie. Aber auch Urlaub kann man bei euch wunderbar machen. Seht ihr eher den Spagat oder die Symbiose? Ich würde unser Hotel nicht als Tagungshotel bezeichnen. Für mich ist es vielmehr ein Businesskund:innen-Hotel auf dem Weg zum Allround-Stadt-Hotel. Diese Bezeichnung trifft am besten unsere Ausrichtung und unser Bestreben dem Gast bzw. dem Menschen dahinter einen Allround Aufenthalt bei uns zu ermöglichen. Mit Allround meine ich die Kombination aus Geschäftsreise und Urlaub, das Gefühl von Heimkommen, eine neue Gegend erkunden und Abschalten vom Alltag. Das alles soll in Symbiose möglich sein. Wir versuchen über die stetige Weiterentwicklungen unseres Hauses und Services diese Möglichkeit anbieten zu können.

10 Jahre Klimahotels, das nachwachsende Hotelzimmer® und das erste klimapositive Hotel Deutschlands: großartige und vor allem wichtige Pionierarbeit. Woher stammen euer Antrieb und der Mut? Lasst uns ehrlich sein: der Umgang der Menschen mit der Welt funktioniert so nicht und wird auf diese Weise nicht weitergehen können.

Eine passende Vergleichbarkeit, die ich gerne heranziehe, ist das Bild bzw. die Idee eines großen Spielplatzes oder eines Computergames. Wir können den Nachhaltigkeitskampf (wenn wir ihn denn so nennen wollen) nicht alleine bestreiten. Wir befinden uns in einem Multiplayer-Spiel, sind aufeinander angewiesen, müssen uns stützen und gemeinsam versuchen die nächsten – ökologisch erstrebenswerten – Level zu erreichen. So stelle ich es mir tatsächlich vor. Der Antrieb, das nächste Level zu erreichen, ist groß, und die Notwendigkeit sogar noch größer.

TUTAKA CheckInMit Ben Förtsch Gartenansicht vom Creativhotel LuiseDer naturnahe Garten mit besonderer Atmosphäre und als Ort der Begegnung

Welche neuen Produkte, Dienstleistungen oder Services siehst Du im Bereich Nachhaltigkeit (in der Hotellerie) auf der Agenda? Vielleicht auch Visionen? Hier würde ich auf jeden Fall unterscheiden zwischen materiellen und immateriellen Produkten und Dienstleistungen. Im Bereich des Materialismus ist es mir ein Anliegen den Ursprung von Ressourcen und Baustoffen klar nachvollziehen zu können. Darüber hinaus steht die Produkt-Zirkularität für mich an erster Stelle. Mehr noch, sie stellt für mich die einzige zukunftsfähige Version dar. Meine Orientierung an der Kreislauffähigkeit lässt mich bereits jetzt viele Dinge und Prozesse meines Alltags überdenken und anders gestalten.

Auf der immateriellen Seite sehe ich noch großen Entwicklungsbedarf bei der digitalen Nachhaltigkeit. Echte Innovationsgedanken, als Beispiel fällt mir hier direkt das Über- bzw. Neudenken der Room Keycard ein, sowie eine vollwertige digitale Kompensation stehen noch viel zu selten auf der Agenda.

In einem Video auf eurer Website beschreibst Du ein sehr anstrengendes und herausforderndes Jahr 2020. Wie gehst Du mit solchen großen Herausforderungen um bzw. wie findet ihr gemeinsam im Team neue Motivation? In meinen Augen ist es wichtig, Herausforderungen aufzuzeigen und klar zu formulieren. Wir können und sollten Dinge nicht schönen und damit den Realismus der Zeit und der Schwierigkeiten ausklammern. Sie gehören schlichtweg dazu. Im Nachhinein kann man sich auf Phasen und Hürden, die man gemeistert hat, berufen. Das Lernen aus den Erlebnissen schafft neue Möglichkeiten und lässt uns Themen wieder anders vorantreiben. Mir stellt sich in diesem Kontext häufig die Frage: wie kann man Nachhaltigkeit im Alltag eigentlich nicht leben? 

Im Laufe der Zeit, in der ich mich mit dem Thema bzw. der Komplexität dessen auseinandersetzt habe, konnte ich viele Erfahrungen sammeln und berufe mich jetzt auf die gewonnenen Erkenntnisse. Gemeinsam mit meinen Weggefährten, in meinem Fall mit dem Team vom Creativhotel Luise und meiner Familie, arbeite ich an einer zukunftsfähigen Version. Das geht natürlich nicht von heut auf morgen, aber es geht, und daran halte ich fest.

[Anm. TUTAKA: Lieber Ben, die beschriebene Vorstellung mögen wir sehr und sie passt hervorragend zu unserem #zusammenstattallein]

Viele Branchenkolleg:innen stehen gerade vor personellen Herausforderungen. Ist das für euch ebenfalls ein Thema? Wir haben Menschen in unserem Team, die schon lange dazugehören und sich mit dem Hotel, den Gästen und uns sehr verbunden fühlen. Das freut mich natürlich sehr, denn es sendet positive Signale und bestärkt mich in meinem personalverantwortlichen Handeln.

Ich würde jedoch lügen, wenn ich sage, die derzeitigen Herausforderungen seien für uns kein Thema. Gleichzeitig zeigt mir der Eingang hochwertiger Bewerbungen, dass unser Mitarbeiter:innen Marketing auch in anstrengenden und aufreibenden Zeiten gut funktioniert. Wir merken allerdings häufig, dass die Anforderungen, die der jeweilige Job mit sich bringt, den Geist einer neuen, jungen Arbeitsideologie nicht gut trifft. Schicht- und Wochenendarbeit sind leider nachwievor bei einigen neuen Kolleg:innen Dealbreaker. Das macht es für uns ebenso schwierig wie für Branchenkolleg:innen neues Personal zu akquirieren.

Das Creativhotel Luise ist in 2030… ein Paradies in der Stadt. Der naturnahe Garten liefert Mitarbeiter:innen, Gäst:innen, Nachbarn und Menschen aus der Umgebung einen besonderen Begegnungsort.

Auf dem Cradle-to-cradle Prinzip aufbauend, sollen alle Stoffe und Mittel (auch Lebensmittel), die auf das Grundstück kommen, auch hier verwertet werden. Das Netzwerk aus Handwerker:innen soll gestärkt werden und das Gefühl der gegenseitigen Unterstützung rückt wieder mehr in den Vordergrund. Einfach ein Kreislaufhotel mit Blick und Sinn auf Natur und Mensch: jede:r und alles wird passend einbezogen.

Und richtig super wäre auch der Titel: Erstes kreislauffähiges Hotel Europas. 

Mit wem sollten wir unbedingt auch mal einchecken? Ich möchte gerne Thomas Langhauser nennen. Ihm gehört das Hotel Gutshof Ziegelhütte, welches als kleines inhabergeführtes Hotel an der Deutschen Weinstraße gelegen ist. Die Freundlichkeit und Wärme, aber vor allem die Wertschätzung gegenüber Mensch und Natur, mit der er sein Gastgewerbe beschreibt, werden genau so gelebt. Sie sorgen dafür, dass sich der Ort einfach gut anfühlt und als Inspiration bereits für viele Generationen danach – auch meine übrigens – gedient hat.

Herzlichen Dank, lieber Ben, für dieses sehr ehrliche und Impuls-gebende #CheckInMit__

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Deshalb konzentrieren wir uns darauf, Einkäufer:innen zu unterstützen, Produkte nach ihrem ökologischen Fußabdruck zu bewerten, bewusster einzukaufen und Abfall und Emissionen in der gesamten Lieferkette zu reduzieren.