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Check In mit Elisabeth Hauser-Benz @Stanglwirt

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Name: Elisabeth Hauser-Benz
Beruf: Leitung Personal, Verwaltung & Lipizzaner Gestüt bei Der Stanglwirt
Kontakt: Elisabeth Hauser-Benz
Intro: Es hat uns viel Freude bereitet der inspirierenden Elisabeth Hauser-Benz vom Stanglwirt bei diesem #CheckInMit zu lauschen. Der Stanglwirt ist ein familiengeführtes 5 Sterne Luxus Bio-Hotel, welches sich über Jahre zu einem kleinen Dorf entwickelt hat. Mit eigener Landwirtschaft, Lipizzanergestüt, 10.000 qm Wellnessbereich, Tennis- & Golfplatz und vielem mehr.

Wir sprachen mit Elisabeth Hauser-Benz über die lange Familienhistorie des Stanglwirts, Nachhaltigkeit als intrinsische Motivation, Zukunftspläne und über Mitarbeiter:innen Motivation, sowie über Elisabeths Liebe zur Tierwelt und ihrer wunderschönen Heimat am Wilden Kaiser in Tirol in Österreich. Es hat uns berührt, mit wieviel Herzblut die Familien-Philosophie und der Ursprung als Landwirte verfolgt wird. Die ehrliche Bodenständigkeit und Naturverbundenheit inspiriert uns. Der Stanglwirt und Elisabeth sind wahre Pionier:innen – wie schön Nachhaltigkeit im Luxussegment gelebt und kommuniziert werden kann!

(… und wir wissen nun, auf welchen Urlaub wir sparen werden)

Tutaka-Check-in-mit-Elisabeth-Hauser-Benz-Stanglwirt-Portrait

Liebe Elisabeth, Hotels & Nachhaltigkeit sind wie…

Hotels und Nachhaltigkeit in einem Satz könnte für viele wie ein Gegensatz klingen – ist es aber überhaupt nicht! Tourismus kann nachhaltig sein, genauso wie Urlaub nachhaltig sein kann. Gerade bei uns im Stanglwirt ist Urlaub “slow”: Zeit mit sich selbst und mit seinen Liebsten zu verbringen. Runterkommen. Nachhaltig wohnen, essen, ausspannen. Hotels und Nachhaltigkeit passen sehr gut zusammen.

400 Jahre Stanglwirt – eine beeindruckende Historie. Ihr seid gewachsen, habt ausgebaut und euch zu einem eigenen, kleinen, feinen Dorf entwickelt. Welche Anforderungen habt ihr dabei an Euch selbst gestellt? Könntest du sagen, was die größte Herausforderung im Zuge des Wachstums war? Die Geschichte ist ja, wie ihr eingangs schon richtig gesagt habt, sehr alt. Viele Hürden wurden seither gemeistert – von unseren Vorgängern, meinem Vater inbegriffen. Anfangs waren wir ein Gasthaus, direkt an der Hauptstraße gelegen, zwischen Salzburg, München und Innsbruck. Früher war ja noch vieles anders, man fand Hotels an Skiliften oder in Zentrumsnähe, aber so wie bei uns – ein Erholungsgebiet an der Hauptstraße – das konnte man sich damals gar nicht vorstellen. 

Da seine Mutter schon sehr früh gestorben ist, musste mein Vater, der eigentlich Bauer und Landwirt war, mit 19 Jahren den Gasthof mit ein paar Zimmern übernehmen. Die Gäste meinten damals schon, was für eine wunderschöne Aussicht es hinten raus zum Wilden Kaiser gäbe und, dass dort weitere Zimmer gebaut werden müssten. Da mein Vater aber verschuldet war und die Banken  ihm wegen der Lage kein Geld geben wollten, musste er alles selber bauen und gestalten. So hat er mit regionalen Materialien, den heimischen Handwerkern und allem, was die Natur so hergab, Stück für Stück ausgebaut und renoviert. Mit viel Herzblut und natürlichen Materialien entstand dann der Stanglwirt mit Reiterhof, Golf-, und Tennisplatz, sowie der Wellnessbereich. Unserem Ursprung zu verdanken, sind wir nach wie vor eine große Landwirtschaft, mit viel Fläche für unsere Tiere. Unser größtes Glück ist, dass wir soviel Platz haben und keiner sich eingeengt fühlt. 

Euer Nachhaltigkeitskonzept ist sehr umfangreich: ein hauseigenes Biomasse-Heizkraftwerk, Lebensmittel aus eigener Erzeugung, Hotelmöbel & -wäsche aus Naturmaterialien und viele weitere. Woher stammen Euer Antrieb und die Motivation dahinter? Für uns ist das eine natürliche, intrinsische Motivation. Unsere Gäste sollen bei uns die Tradition Tirols und unsere Kultur kennenlernen, beispielsweise in der Bauernstube, in welcher regionales Holz verbaut ist. Es macht Spaß, Nachhaltigkeit zu leben, wenn die Gäste es bemerken, daran Interesse zeigen und mitmachen. Bei einigen Maßnahmen und Produkten hat es seine Zeit gebraucht, bis der Gast sie akzeptiert hat:
Beispielsweise war unsere neu entwickelte Hotelkosmetik, ein Refillsystem aus nachfüllbarem Glas mit Zero-Waste Philosophie, anfangs etwas befremdlich.

Als Luxushotel standen die Vorgaben der 5 Sterne Kommission auch oft in Widerspruch mit Nachhaltigkeit, das hat sich mittlerweile stark verbessert, einige Gäste sind uns sogar abgesprungen, da sie es teilweise mit Verzicht verbunden haben. Wir  haben beispielsweise ganz bewusst unsere Nachmittagsjause abgeschaffen, da wir am Ende des Tages viele gute Lebensmittel wegschmeißen mussten. Der Bauer isst auch nicht jeden Tag Fleisch daheim, weswegen wir uns für maximale Regionalität, Bio und so gut es geht auch Saisonalität in der Gasthausküche entschieden haben. 5 Sterne Gast und Nachhaltigkeit – das hat schon etwas gedauert bis das kompatibel wurde. Aber nun können wir mit den Gästen auf Augenhöhe reden und wissen, dass auch sie nachhaltiger und bewusster leben wollen. Hier drin sehe ich auch eine große Aufgabe:  Wenn wir als Luxushotel Nachhaltigkeit vorleben, tun sich andere Hotels damit leichter. Es geht nur gemeinsam, wenn wir alle an einem Strang ziehen, über die Lieferanten bis zu den Gästen.

Tutaka-Check-in-mit-elisabeth-hauser-benz-Stanglwirt-Gasthof-Gaststube
Wie viel “mehr” geht in diesem Bereich überhaupt noch? Steht etwas auf der Agenda, was ihr gerne noch umsetzen möchtet oder bereits plant?
Wir sind ständig dran an neuen Ideen, sonst wäre es ja langweilig! In allen Themen, die wir angehen, bauen wir das nachhaltige Handeln und Wirtschaften mit ein. Zum Beispiel wird in den nächsten zwei bis drei Jahren unser Biomasseheizwerk komplett erneuert. Wir stellen uns häufig die Frage, in welchem Bereich wir zusätzlich autark werden können.

Es macht große Freude, wenn man immer wieder neue Partner:innen mit ins Boot holt und Neues ausprobiert. Wir haben beispielsweise gerade unsere Einreichung für das österreichische Umweltzeichen abgeschlossen. Viele Inhalte sind für uns ein Selbstverständnis, aber die Dokumentation ist sehr aufwändig bei unserer Größenordnung. Beim Thema Zertifizierungen muss man genau hinschauen – Stichwort Greenwashing – aber dieser staatlichen Zertifizierung vertraue ich. 

Ich bin ebenfalls für die Mitarbeitenden zuständig und auch hier sehe ich, dass es ein laufender Prozess ist – so wie mit der Umsetzung von nachhaltigen Praktiken. Bei 300 Mitarbeiter:innen aus unterschiedlichen Kulturen ist dies mit sehr vielen Schulungen und Kommunikation verbunden. Die Einbeziehung aller Mitarbeitenden ist mir unheimlich wichtig. Vor einiger Zeit habe ich das “Stangl Green Team” gegründet. Die Philosophie, die von der Familie aus stammt, soll auch bis zum/r letzten Mitarbeiter:in ankommen und umgesetzt werden. Das ist eines meiner größten Herzensangelegenheiten.

Eine außergewöhnliche Unterkunft für die Mitarbeitenden (mit nachhaltigem Energiekonzept), Rabatte, Ehrungen, Mitarbeitenden-Zeitung: Ihr bietet viel für die Zufriedenheit Eures Teams. Wie werden diese Maßnahmen angenommen? Bekommt ihr großes Feedback dazu oder merkt ihr es an der Fluktuationsrate, dass diese dann niedriger ist? Der Fachkräftemangel ist in der Hotellerie allgemein sehr zu spüren. Die Anforderungen sind gestiegen und auch die eigenen Ansprüche an die Work-Life-Balance. Es ist wichtig, dass sich der/die Arbeitgeber*in damit auseinander setzt. Wir haben zuletzt eine große Mitarbeitendenresidenz aus Vollholz-Bauweise gebaut, ausgestattet mit knapp 30qm Platz für jede:n einzelne:n Mitarbeiter:in, mit eigener Küche, Balkon und einem gesunden Bett, in dem man sich ausruhen kann. Ich sehe das als Basis, dass man sich bei uns wohlfühlt und auch länger bleiben möchte. Alles andere kommt dann noch “on top”. Es ist eine ständige Herausforderung, gute Mitarbeiter:innen von sich zu überzeugen. Unabhängig von den monetären Anreizen möchte man als Arbeitnehmer:in auch wissen, welche Philosophie in dem Unternehmen gelebt wird. Unser grünes Wertesystem gilt nicht nur beim Gast, sondern auch bei den Mitarbeitenden. Wir sind ein Familienunternehmen, es gibt die direkte Verbindung zur Natur und den Tieren, die eigene Landwirtschaft – das verbindet! Wir möchten genau die Mitarbeitenden bei uns im Betrieb haben, die für diese Philosophie stehen. 

In einem Video auf Eurer Website kann man sehen, wie naturverbunden Du bist und wie sehr Du eure Heimat und die Umgebung schätzt. Was macht Dich außerdem richtig glücklich?
Für mich persönlich – durch und durch ein Pferdemädchen – ist
die Tierwelt nach wie vor meine Leidenschaft. Ich bin im Stanglwirt die Tierbeauftragte, eine Rolle die perfekt zu mir passt. Diese Biodynamik, mitzuerleben, wenn ein Lipizzaner Fohlen oder ein kleines Kälbchen auf die Welt kommt. Der natürliche Zyklus ist immer wieder ein Wunder, er beruhigt mich und ist ein toller Ausgleich zum Job, welcher einen doch immer wieder vor Herausforderungen stellt. Wie in diesen Covid-geprägten Zeiten. Es besonnt mich sehr, wenn ich sehe, wie sehr die Familie, das Team und alle Mitarbeitenden zusammenhalten. Ich hoffe, dass ich meine Leidenschaft und Naturverbundenheit an meine Kinder weitergeben kann. Man kann nicht dankbar genug dafür sein, wo wir leben dürfen und dass es uns im Vergleich zu vielen anderen auf dieser Welt, so gut geht.

Tutaka-Check-in-mit-Elisabeth-Hauser-Benz-Stanglwirt-Luxussuite
Das Stanglwirt hat in 2030…

…noch immer so viele naturverbundene, bodenständige, liebe Gäste und Mitarbeitende wie heute!

Mit wem sollten wir unbedingt auch mal einchecken? Das Priesteregg würde da ganz gut passen: Nachhaltige Bauweise, Vorreiter im Luxussegment mit ihrem nachhaltigen Chalet-Dorf. Zudem sind die Besitzer:innen – Huwi und Renate Oberlader – wie wir Gastgeber mit Herz und angenehme Gesprächspartner.

Danke, dass du mit uns gesprochen hast – Es war uns eine Freude Dir zuzuhören und Dir zu lauschen! Danke! Ich freue mich sehr dass wir uns mal wieder ausgetauscht haben. Ich bin ein Fan von euch, ihr müsst unbedingt dabei bleiben, auch wenn es sicherlich sehr herausfordernd ist. Ihr seid eine großartige Unterstützung für die Betriebe. Es ist genau die richtige Zeit! Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg. Grüße an das ganze Team!

Vielen Dank Dir, liebe Elisabeth, für dieses ehrliche und berührende #CheckInMit___ !

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