Beruf: Managing Partner Familux Resorts
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Intro: In knackigen 45 Minuten eröffnete uns Julian Mayer, der gemeinsam mit seinem Bruder und Eltern die Familux Resorts entwickelt und managt, eine für uns neue Welt, nämlich die der Premium Familienhotels. Vieles nehmen wir aus dem Gespräch mit, unter anderem die progressive Mitarbeiter:innenführung mit New Pay Modell und Kinderbetreuung, lange Aufenthaltsdauer und hohe Belegungszahlen als Indikator für Nachhaltigkeit, das zukünftige Betreiben einer eigenen Wäscherei, geschenkte Zeit, Nachhaltigkeit als k.o. Kriterium. Viel Freude beim Lesen.
Im Vordergrund steht die Geschichte des Thüringer Waldes. Jedes unserer Resorts hat eine Story. Im Dachsteinkönig ist es beispielsweise die Sage rund um einen mutigen kleinen Jungen namens Godei. Im The Grand Green geht es um den Thüringer Wald, in welchen wir eingebettet liegen.
Selbstverständlich denken wir Nachhaltigkeit im Bau, im Operativen, im HR mit. Aber beim Namen “Green” geht es um den Wald, nicht darum das nachhaltigste Familienhotel Europas zu werden. Jedoch wird sich meistens trotzdem für die nachhaltigere (und leider auch oftmals teurerer) Lösung entschieden, auch weil es unser Anspruch ist und noch viel wichtiger auch von unseren Gästen und Mitarbeiter:innen mittlerweile eingefordert wird.
Bitte vervollständigen Sie: Familux Resorts sind …
Die offizielle Antwort: die einzige Premium Hotelgruppe für Familien und Kinder. Was bedeutet das konkret? Man kann uns nur als Familie mit Kindern buchen. Paare ohne Kinder dürfen nicht einchecken. Keine Seminare, keine Gruppenreisen, keine Corporate Gäste, 100% Familie. Wir sind da sehr streng, schreiben aber großen Erfolg mit dieser klaren Regel.
Und die inoffizielle Antwort lautet… Wir verkaufen das, was man eigentlich nicht kaufen kann: Zeit. Eltern sowie Kinder haben Zeit für sich. Jedes Familienmitglied kommt zum Urlaubsglück, kann tun, was er und sie will. Irgendwann am Tag findet man wieder zusammen. Es ist für jede:n gesorgt.
In Ihrem Hotel Dachsteinkönig haben Sie 2020 ein New Pay Modell eingeführt. Revolutionär für die Hotellerie! Erzählen Sie uns mehr.
Das Prinzip ist leicht erklärt: Gleicher Lohn für die gleiche Arbeit. Es gibt fest definierte Gehaltsstufen. Bei uns kommt es nicht vor, dass ein:e neu angestellte:r Mitarbeiter:in ein höheres Gehalt bekommt, nur weil wir in dem Moment dringend Unterstützung benötigen. Wir versprechen ein 100% transparentes Gehaltssystem.
Durch das New Pay Modell wurden viele Probleme, auch unter Mitarbeiter:innen, gelöst. Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, weiß er/sie genau wo er/sie steht und was getan werden muss, um in die nächste Gehaltsstufe zu kommen. Das System ist nach Positionen gegliedert. Herkunft, Geschlecht, usw. spielen keine Rolle. Mittlerweile wurde das New Pay Modell größtenteils auch in unseren Familux Resorts Alpenrose und Oberjoch eingeführt. Im Grand Green starten wir gleich damit.Welches Produkt müsste dringend für Familienhotels erfunden werden?
Viele! Wir haben deswegen auch häufig den Testpilot-Helm auf, weil wir zu ungeduldig sind, Entwicklungen nicht abwarten wollen oder können und Produkte dann lieber selber entwickeln. Das geht nicht immer auf, aber wir erzielen auch Erfolge.
Beispielsweise hatten wir etwaige Probleme mit Online-Booking-Softwares, da diese nicht für Familienhotels konzipiert sind. Wir haben über drei Jahre viel Zeit in die Mitentwicklung einer Booking Engine die unsere Bedürfnisse erfüllt gesteckt, die nun auch sehr gut funktioniert. Bei den meisten Lösungen muss eigentlich nicht viel erfunden werden – eine erfolgreiche, reibungslose Umsetzung herausfordernder und viel mehr wert als eine gute Idee.
Noch warten wir auf eine:n App-Anbieter:in, mit der wir uns Arbeitszeit, Papierkram und unnötige Wege sparen können. Ressourcentechnisch schlanker aufstellen können. Mitarbeiter:innen mehr Zeit am Gast geben können. Und natürlich auf Innovationen, die dem Schnittstellen-Chaos ein Ende setzen.
Was “analoge” Produkte angeht, haben wir bereits vieles nachhaltig optimiert. In der Hotellerie, wie ihr wisst, ein Riesenthema: kleine Verpackungen und Amenities. Da sind wir vor einiger Zeit auf Mehrweg umgestiegen. Was noch erfunden werden müsste, ist ein stromsparender Haarföhn. Bei uns schellt der Stromverbrauch in die Höhe, wenn die 200 Kinder nach dem Aufenthalt im Erlebnisbad ihre Haare föhnen.
Natürlich zu einem über TUTAKA (Anm. Redaktion: Yipiiiieh), eine Inspirations- und Informationsplattform zugleich. Dann haben wir enge Verbindungen zu unseren (regionalen) Partner:innen. Durch langjährige Kooperationen und unsere Größe, welche uns eine gute Verhandlungsposition gibt, können wir unsere Anbieter:innen motivieren Produkte so zu produzieren, wie wir es uns wünschen.
Wir haben eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 5,5 Tage und eine durchschnittliche Zimmerbelegung von 4,5 Personen. Wenn ich das grünste Hotel der Welt bin und mein Gast nur eine Nacht bleibt, ist der Fußabdruck alleine durch An- und Abreise, Hotelzimmerreinigung & Co. hoch. Daher messen wir unseren Impact auch in Form von Aufenthaltsdauer und Zimmerbelegung. Des Weiteren können Gäste in unseren Hotels Fahrzeuge mieten. Wenn diese mit dem Zug anreisen, müssen sie vor Ort nicht auf den Komfort eines (E-)Autos verzichten.Eine weitere Maßnahme, auf welche wir stolz sind: Wir haben im Familux Resort Oberjoch 20 langjährige Mitarbeiter:innen mit geleasten E-Fahrzeugen ausgestattet. Viele haben dafür ihren Benziner/ Diesel eingetauscht. Jetzt fährt ein Teil des Teams zu 100% elektrisch zur Arbeit. Getankt wird der eigens produzierte Solarstrom in der Tiefgarage.
Gleichberechtigung und die Förderung von Frauen und Mütter sind weitere wichtige Themen für uns. Wir bieten unseren Working Dads und Mums an, ihre Kinder in unseren ganzjährig geöffneten Kinderclubs betreuen zu lassen. Wir finden es nicht nachhaltig, dass Eltern Urlaub nehmen müssen, um Kinder in der Ferienzeit zu Hause zu betreuen.
Die Zukunft ist…
spannend und nachhaltig, auch wenn es hier noch Gegenstimmen gibt. Wenn ein:e Nachhaltigkeits-Kritiker:in ankommt und darauf plädiert, dass Nachhaltigkeit zu viel kostet und der Gast die Kosten teilweise mittragen sollte, antworte ich gerne: Nachhaltigkeit ist kein Premium-Service. Vergleichen kann man das mit der Gratis W-Lan Diskussion in den 2010er. Hotels, in welchen der Gast für das Internet zahlen muss, werden nicht mehr gebucht.
Es ist nicht so, dass Gäste nach einem nachhaltigen Hotel suchen werden, sondern es voraussetzen. Wer in Zukunft nicht nachhaltig Gast gibt, wird auf der Strecke bleiben. Nachhaltigkeit wird zu einem k.o. Kriterium.
Mit wem sollten wir unbedingt auch mal einchecken?
Da fällt mir direkt mein:e alte:r Arbeitgeber:in ein: Mustafa Özdemir, Managing Partner von den Loisium Hotels. Sie entwickeln derzeit zwei Hotels in Frankreich – Nachhaltigkeit spielt eine signifikante Rolle. Familux und Loisium sind außerdem im regen Austausch über Mitarbeiter:innen-Themen wie z.B. die Einführung einer 4-Tage-Woche in österreichischen Hotels. Inspirierende Gesprächspartner:innen!
Lieber Julian, wir bedanken uns herzlich für den interessanten und viele neue Kenntnisse bringenden #CheckInMit___.