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Kosmetik: Zertifikate und Qualitätssiegel

Zertifikate sollen Einkäufer:innen und Anwender:innen Orientierung bieten. Die Wirklichkeit sieht jedoch viel zu oft ganz anders aus. Was bedeuten unterschiedliche Zertifikate? Welche Kriterien erfüllen sie? Welche nicht? Welche Organisation(en) vergeben sie und wie sind deren Interessenlagen? Wir bei komodea möchten nachhaltigen Einkauf für Hotels, Gastro & Gastgeber:innen aller Art ganz einfach machen. Dazu gehört auch, dass wir Informationsasymmetrien auflösen. Dieser Blogartikel ist Teil unserer Serie, in der wir uns mit Zertifikaten beschäftigen und erläutern, was sich hinter ihnen verbirgt.

In diesem Artikel geht es um ein nicht mehr wegzudenkendes Badezimmerprodukt. Die Kosmetik!

Weder Natur- noch Biokosmetik sind rechtlich geschützte Begriffe. “Bio” auf der Verpackung bedeutet nicht, dass die Inhaltsstoffe aus biologischer Landwirtschaft stammen. Durch grünes Produktdesign, Falschaussagen oder Buzzwords wie “ökologisch”, “grün” oder “natürlich” werden manchmal irreführende Aussagen gemacht. Zertifikate stellen sicher, dass auf schädliche Inhaltsstoffe und Anbauweisen verzichtet, die biologische Landwirtschaft gefördert wird, keine Tierversuche gemacht wurden, auf künstlich Farb- und Duftstoffe verzichtet wurde, und vieles mehr. komodea führt in Kürze ein Sortiment zertifizierter Hotelkosmetik ein. Willst Du das als eine der Ersten erfahren? Melde dich für unseren Newsletter an.

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Kontrollierte Natur-Kosmetik mit BDHI Siegel

Kontrollierte Natur-Kosmetik mit BDHI Siegel
(© Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen)

Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Herausgegeben wird das Zertifikat vom Bundesverband deutscher Industrie- & Handelsunternehmen (kurz BDIH) mit Hauptsitz in Mannheim. Das Siegel existiert seit 2001 und zertifiziert Kosmetika in Bezug auf die Inhaltsstoffe als auch die Verpackung.

Was steckt hinter der Zertifizierung?
Anforderungen

  • 15 pflanzliche Öle (darunter z.B. Kokos- und Palmöl) müssen aus biologischem Anbau stammen
  • die Kosmetika müssen umwelt- und ressourcenschonend hergestellt werden, sprich für die Herstellung dürfen physikalische, enzymatische und mikrobiologische Verfahren angewendet werden. Für die Gewinnung von Substanzen aus Naturstoffen (Fette, Öle, Wachse, Zucker, Stärke, Cellulose, Eiweiße, Polysaccharide, Vitamine) sind Hydrolyse, Hydrierung und Veresterung zulässig.
  • die Verpackungen müssen recycelbar sein
  • mindestens 60% der Produkte einer Marke müssen die Standards erfüllen

Verbote

  • erdölbasierte Inhaltsstoffe
  • künstliche Farb- oder Duftstoffe
  • Tierversuche
  • Rohstoffe von toten Wirbeltieren

Geschichte & Mission
Die Inhaltsstoffe von Kosmetika sind häufig ein einziges Mysterium. Bei herkömmlicher Kosmetik kann sich hinter dem Inhaltsstoff “Parfum” eine ganze Reihe an schädlichen Substanzen verbergen, die so nicht gekennzeichnet werden müssen. Mithilfe eines Standards schafft man Klarheit für den Endverbraucher. 2017 hat sich BDIH mit 4 weiteren Verbänden zusammengeschlossen (darunter auch Ecocert) und gemeinsam den COSMOS-Standard entwickelt, um die verschiedenen Standards zu vereinen zu vereinheitlichen.

Kontrolle
Inzwischen werden die Produkte nach dem COSMOS-Standard (siehe unten) kontrolliert.

Anmerkung
Seit 2017 zertifiziert der Bundesverband Produkte der Kategorie Kosmetik nur noch mit dem COSMOS Label (siehe unten). Bei Produkten, die vor Januar 2017 entwickelt wurden, liegt die Entscheidung bei den Produzent:innen, ob der COSMOS-Zusatz übernommen wird oder nicht. Erst bei Veränderung der Rezeptur wird ausschließlich nach dem COSMOS-Standard zertifiziert.

Ecocert Zertifizierung
Ecocert Zertifizierung
(© GROUPE ECOCERT)
Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Ecocert ist ein Verband für Zertifizierungen mit Sitz in L’Isle-Jourdain (Frankreich). Gegründet wurde der Verband 1991 und seit 2002 zertifiziert er Kosmetik. Der Fokus bei dem Ecocert Label liegt auf den Inhaltsstoffen und der Verarbeitung.Was steckt hinter der Zertifizierung?
Verbote

  • synthetische Stoffe, die aus Erdöl oder Erdgas gewonnen wurden (maximal 5% der gesamten Inhaltsstoffe dürfen synthetisch sein)
  • keine tierischen Inhaltsstoffe, die Teil des Tieres sind (erlaubt sind z.B. Milch und Honig)
  • Tierversuche
  • Gentechnisch veränderte Organismen (GVOs)

Anforderungen
Das Ecocert Siegel unterscheidet zwischen Natur- & Biokosmetik.

  1. Biokosmetik: 95% der pflanzlichen Inhaltsstoffe müssen aus biologischer Landwirtschaft stammen und 10% der gesamten Inhaltsstoffe müssen aus biologischer Landwirtschaft stammen.
  2. Naturkosmetik: 50% der pflanzlichen Inhaltsstoffe müssen aus biologischer Landwirtschaft stammen und 5% der gesamten Inhaltsstoffe müssen aus biologischer Landwirtschaft stammen.

Darüber hinaus muss die komplette Lieferkette der Produkte transparent sein. Die Verpackungen müssen entweder recycelbar oder biologisch abbaubar sein.

Geschichte & Mission
Die Begriffe Natur- und Biokosmetik sind nicht rechtlich geschützt und können oft in die Irre leiten, wenn keine zusätzliche Zertifizierung vorliegt. Hier ist klar definiert, ab wann ein Produkt als Natur- oder Biokosmetik gilt und welche Anforderungen es erfüllen muss. Seit 2017 werden Produkte von Ecocert unter dem COSMOS Standard zertifiziert. Dieser Standard wurde gemeinsam mit 4 anderen Verbänden ins Leben gerufen, um verschiedene Standards zusammenzuführen und zu vereinheitlichen.

Kontrolle
Die Zertifizierung gilt für ein Jahr, dann muss sie erneuert werden. Außerdem werden zwischendurch unangekündigte Überwachungskontrollen durchgeführt.

Anmerkung
Seit 2017 zertifiziert Ecocert Produkte der Kategorie Kosmetik nur noch mit dem COSMOS Siegel (siehe unten). In Deutschland ist das Siegel weniger verbreitet, was jedoch durch den Zusammenschluss mit BDHI und COSMOS kein Problem mehr darstellt.

Die COSMOS Zertifizierung

Die COSMOS Zertifizierung
(© COSMOS-standard AISBL)
Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Der Cosmos Standard wurde 2017 von den Verbänden BDIH, COSMEBIO, ECOCERT, ICEA und SOIL ASSOCIATION entwickelt, um gemeinsame Kriterien und Definitionen für Bio- und/oder Naturkosmetik festzulegen. Der Hauptsitz ist in Brüssel.Was steckt hinter der Zertifizierung?
Anforderungen für Bestandteile in den 5 Kategorien:

  1. Wasser (Beachtung der Hygienestandards)
  2. Mineralien und Bestandteile mineralischen Ursprungs (ohne chemische Modifikation, umweltverträgliche Extraktionsprozesse)
  3. Physikalisch verarbeitete Agrar-Bestandteile (keine GVOs, keine bedrohten Arten)
  4. Chemisch verarbeitete Agrar-Bestandteile (keine GVOs, erneuerbare Ressourcen)
  5. Andere Bestandteile

Für die Verpackung gilt, dass der Anteil wiederverwendbarer und recycelbarer Materialien maximiert wird und die Menge des kompletten Materials so klein wie möglich gehalten wird.

Es wird unterschieden zwischen zwei Siegeln für Kosmetik:

  1. Cosmos Natural
  2. Cosmos Organic

Folgende Mindestgrenzen gelten nur für Cosmos Organic:
Mindestens 20% des gesamten Produktes muss biologisch sein.
Mindestens 95% der physikalisch verarbeiteten Agrar-Bestandteile (PPAI) muss biologisch sein. „Agrar-Bestandteil“ ist ein pflanzliches, tierisches oder mikrobiologisches Produkt, das aus Landwirtschaft oder Aquakultur stammt.

Geschichte & Mission
Das COSMOS Zertifikat achtet sehr auf den Erhalt der Biodiversität, die Förderung von biologischer Landwirtschaft und den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen. Ebenfalls wird darauf geachtet, dass das Palmöl aus kontrolliert biologischem Anbau oder zertifizierten nachhaltigen Quellen (CSPO) stammt.Kontrolle
Der Zertifizierungsprozess beinhaltet einen Audit durch die Zertifizierungsstelle am Standort des/der Antragstellers/in. Ergänzende Audits (unangekündigte oder angekündigte Besuche) können im Rahmen des kontinuierlichen jährlichen Auditplans durchgeführt werden.

Anmerkung
Durch den Zusammenschluss von Ecocert, BDHI & Co. im Jahr 2017 nimmt die Verbreitung des COSMOS-Standards stetig zu. Zur Zeit wird der COSMOS-Standard überarbeitet. Die neue Version wird voraussichtlich im Jahr 2022 veröffentlicht. Wir finden die Unterscheidung von “Organic” und “Natural” gut, da klar abgegrenzt wird, allerdings ist der Unterschied für Endverbraucher:innen nicht automatisch ersichtlich.

The Nordic Ecolabel

The Nordic Ecolabel
(© Nordic Ecolabelling)
Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Das Nordic Ecolabel ist das staatliche Nachhaltigkeits-Siegel der Regierungen von Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark und Island. Es wurde 1989 ins Leben gerufen und hat seinen Sitz in Stockholm. Zertifiziert werden Produkte aus 60 Kategorien, darunter Drogerie, Haushalt oder Elektronik. Das Siegel wird von einem staatlichen Institut vergeben, das auch die Audits durchführtWas steckt hinter der Zertifizierung?
Das Label zertifiziert über 50 Produktgruppen. Zertifiziert wird die Produktionskette, sprich die Kriterien beziehen sich auf die Herstellung, die Verpackung, die Verwendung, die Rücknahme, das Recycling bzw. die Entsorgung eines Produktes.

Anforderungen:
Mindestens 95 % der organischen Inhaltsstoffe müssen biologisch abbaubar sein. Für die verschiedenen Produkttypen (wash off, leave on, Lippenpflege, Haarfärbemittel, etc.) gelten jeweils individuelle Anforderungen. Alle Teile der Verpackung (Papier, Pappe, Kunststoff, Metall, Glas) müssen separat sortiert werden können, ohne dass ein Werkzeug verwendet werden muss.Verbote

  • Mikroplastik
  • Stoffe, die als krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsgefährdend oder allergieauslösend eingestuft sind
  • Parfum in Baby- und Kleinkindprodukten

Geschichte & Mission
Bei dem Nordic Ecolabel steht die umweltschonende Produktion im Vordergrund. Für jede einzelne Kategorie gibt es strenge Kriterien, die regelmäßig erweitert und verschärft werden.

Kontrolle
Erst werden von dem Unternehmen alle Unterlagen eingereicht, dann wird vor Ort von einer/einem Gutachter:in geprüft, ob die Kriterien erfüllt werden. Falls ja, ist die Zertifizierung bis zur Überarbeitung der Kriterien gültig. Diese findet alle drei bis vier Jahre statt und führt häufig zu einer Verschärfung der Kriterien.

Anmerkung
Das Nordic Ecolabel zertifiziert die verschiedensten Produktgruppen. Kritisiert wird, dass der erforderliche Standard je nach Produktgruppe variiert und beispielsweise der Mindeststandard der ILO-Kernarbeitsnormen nicht bei jeder Kategorie geprüft wird.

Natrue Siegel

Natrue Naturkosmetik Siegel
(© 2020 The International Natural and Organic Cosmetics Association)

Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Das Siegel wird seit 2008 von der gleichnamigen Non-Profit Organisation mit Sitz in Brüssel vergeben. Es hat hohe Anforderungen an die Inhaltsstoffe von Kosmetika und ist weltweit verbreitet.

Was steckt hinter der Zertifizierung?
Das Siegel unterscheidet verschiedene Arten von Inhaltsstoffen:

  1. Naturstoffe: Stoffe mit pflanzlichem, anorganisch-mineralischem oder tierischem Ursprung (keine toten Wirbeltiere), sind zugelassen
  2. Naturnahe Stoffe: Pigmente, Mineralien oder Konservierungsstoffe, sind zugelassen wenn diese aufgrund ihrer Funktion nicht von Naturstoffen ersetzt werden können
  3. Künstliche Inhaltsstoffe: sind nicht zugelassen

Außerdem müssen mindestens 75% der Produkte einer Reihe zertifiziert sein.
Die Zertifizierungsstufen sind:

  1. Naturkosmetik
  2. Biokosmetik

Naturkosmetik setzt die Mindestanforderungen von Natrue voraus. Wenn das Produkt das Natrue Biolabel trägt, müssen zusätzlich 95% der pflanzlichen und tierischen Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau stammen.

Geschichte & Mission
Viele Kosmetikmarken haben inzwischen ein paar Naturkosmetik Produkte in ihrem Sortiment, um sich als “öko” oder “grün” zu verkaufen, der Großteil der Produkte hat jedoch keinerlei Standards an Inhaltsstoffe und Verpackung. Zertifizierungen wie das Natrue-Siegel wollen das verhindern und zertifizieren nur, wenn mindestens 75% der Produkte einer Linie die Anforderungen erfüllen. Das verhindert Greenwashing und Verwirrung bei den Endverbraucher:innen.

Kontrolle
Nach Einreichung der Unterlagen an eine der unabhängigen Zertifizierungsstellen wird dann noch mal vor Ort geprüft, ob alle Kriterien eingehalten werden. Das Label gilt für zwei Jahre, danach wird erneut geprüft.

Anmerkung
Auf der Verpackung des Produktes wird nicht zwischen Natur- und Biokosmetik unterschieden, das ist lediglich in der Datenbank von Natrue ersichtlich. Das kann dazu führen, dass der Ansporn für das Biosiegel fehlt, da Endverbraucher:innen den Unterschied nicht sehen.

The Vegan Society Standards

Die Veganblume der Vegan Society
(© The Vegan Society)

Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Die Vegan Society hat 1944 den Begriff “vegan” ins Leben gerufen und zertifiziert seit 1990 Produkte mit der “Vegan Trademark” nach den Standards der Vegan Society. Ihren Sitz hat die Organisation in England hat bereits über 40.000 Produkte zertifiziert. Ihr Hauptziel ist die Förderung von Produkten ohne tierische Inhaltsstoffe und frei von Tierversuchen.

Was steckt hinter der Zertifizierung?
In zertifizierten Produkten und vor allem auch deren Herstellung befinden sich keine tierischen Produkte oder Derivate. Weder für die Entwicklung noch Herstellung sind eigene Tierversuche oder durch Dritte beauftragte Tierversuche erlaubt.

Geschichte & Mission
“Vegan“ ist lebensmittelrechtlich nicht definiert und somit auch nicht geschützt. So entsteht in vielen Fällen eine Intransparenz, da die Zutatenliste vegan ist, jedoch nicht der Produktionsprozess, da beispielsweise für Kosmetika Rohstoffe an Tieren getestet werden dürfen, wenn die Stoffe auch für Arzneimittel gedacht sind oder die Produkte im Ausland verkauft werden. Das Leaping Bunny Label versichert, dass keine versteckten tierischen Inhaltsstoffe enthalten sind bzw. in der Herstellung verwendet wurden.

Kontrollen
Wie die Kontrollen ablaufen ist nicht ganz klar, es werden jedoch nicht bei allen Unternehmen vor Ort Kontrollen durchgeführt.

Anmerkung
Das Label hat keine Umwelt- und Sozialstandards integriert, es bezieht sich lediglich auf die Inhaltsstoffe und den Verbot von Tierversuchen.

The Leaping Bunny

The Leaping Bunny Cruelty Free Standard
(© Coalition for Consumer Information on Cosmetics)

Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Das “Leaping Bunny” Logo wurde 1996 von der NGO Cruelty Free International ins Leben gerufen. Die Organisation wurde 1898 gegründet und hat ihren Hauptsitz in London. Sie möchte Produkte kennzeichnen, die auf Tierversuche verzichten und gleichzeitig aufdecken, wo das nicht der Fall ist.

Was steckt hinter der Zertifizierung?
Zertifiziert wird die komplette Lieferkette, nicht nur das Endprodukt. Außerdem wird ein Stichtag für die Unternehmen festgesetzt bis wann alle Kriterien erfüllt sein müssen.

Geschichte & Mission
Innerhalb der EU sind seit 2013 Tierversuche für Kosmetika verboten. Unternehmen können jedoch nachwievor durch Schlupflöcher im Ausland Tierversuche durchführen. “The Leaping Bunny” ist das einzig anerkannte Siegel, was klar kennzeichnet, welche Produkte komplett ohne Tierversuche hergestellt werden.

Kontrolle
Die Gültigkeit des Zertifikats wird jährlich durch unangekündigte Audits überprüft.

Anmerkung
Tierversuchsfrei bedeutet nicht immer vegan. In Produkten mit dem Leaping Bunny Siegel können trotzdem tierische Stoffe enthalten sein. Außerdem werden keine ökologische oder soziale Kriterien beachtet.

Round Table on Sustainable Palm Oil

Das RSPO Label
(© Roundtable on Sustainable Palm Oil)

Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Der Roundtable on Sustainable Palm Oil wurde 2004 auf Initiative des WWF (World Wide Fund For Nature) und hat seinen Sitz in Zürich. Das Ziel ist es, nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern. Das Zertifikat gibt es seit 2011. Nach eigenen Angaben sind 19% der weltweiten Palmölproduktion und über Millionen Hektar Anbaufläche zertifiziert.

Was steckt hinter der Zertifizierung?
Das Zertifikat des RSPO achtet auf den nachhaltigen Anbau von Palmöl. Das bedeutet:

  • Keine Rodung von Primärwäldern (mit besonderem Schutzwert)
  • Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten
  • Schutz von Wasser, Boden und Luft (keine Brandrodung)
  • Einhaltung gesetzlicher Regelungen (Landnutzung, Eigentumsrechte)
  • Keine Kinderarbeit
  • Förderung von Kleinbauern
  • Kontrolle durch autorisierte Prüfer:innen

Geschichte & Mission
Palmöl steht oft in der Kritik, da tropischer Regenwald abgeholzt bzw. brandgerodet wird, ansässige Bevölkerung gewaltsam vertrieben wird und Landkonflikte entstehen. Daher ist es besonders wichtig auf die Herkunft und Art des Anbaus des Palmöls zu beachten, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren und die lokale Bevölkerung zu fördern und unterstützen.

Kontrolle
Zu den Mindestanforderungen gehört auch die unabhängige Kontrolle, jedoch gibt es immer wieder Fälle von zertifizierten Plantagen, die sich nicht an die Mindeststandards halten, was die Kontrolle größtenteils in Frage stellt.

Anmerkung
Das Verbot der Rodung besteht nur für Primärwälder und für Wälder mit besonderem Schutzwert. Diese “High conservation value forests” sind solche, die die FSC-Grundsätze erfüllen und aufgrund des Vorkommens seltener Arten von besonderer Wichtigkeit sind. Demnach ist das Abholzen von Regenwäldern, die nicht unter diese Kategorie fallen kein Thema der Vergangenheit. Außerdem ist der Einsatz für mehr Umwelt- und Arbeitnehmerschutz freiwillig und Landkonflikte sind nachwievor weit verbreitet in Anbaugebieten für Palmöl.¹

Das Fairtrade Siegel

Fairtrade Siegel
(© TransFair)

Wer steckt hinter der Zertifizierung?
Der Zusammenschluss “Fairtrade Labelling Organizations International” wurde 1997 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Das Siegel wird auf nationaler Ebene über Mitgliedsorganisationen vergeben, in Deutschland ist das beispielsweise TransFair e.V., der wiederum von 30 weiteren deutschen Mitgliedsorganisationen unterstützt wird. Das Ziel des Siegels ist es, die Lieferkette eines Produktes auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene nachhaltiger zu gestalten.

Was steckt hinter der Zertifizierung?
Die Kriterien des Siegels setzen sich zusammen aus Kern-Anforderungen, welche in der ersten Runde von allen Produzent:innen erfüllt werden müssen, und den Entwicklungs-Indikatoren, die sich vor allem auf langfristige Entwicklungen und dem Schutz der Ökosysteme beziehen. Inhaltlich setzt sich der Standard aus drei Teilen zusammen:

  1. Soziales (orientiert sich an den den Kernarbeitsnormen der International Labor Organization)
  2. Ökologisches (nachhaltiger Rohstoffanbau, keine Pestizide, keine gentechnisch veränderten Organismen, Förderung des Bio-Anbaus)
  3. Ökonomisches (transparenter Waren- & Geldfluss, faire Handelsbeziehungen)

Zu letzterem gehört auch der Fairtrade-Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie. Der Mindestpreis ist eine Absicherung für Bauern und Bäuerinnen aufgrund der hohen Marktschwankungen für bestimmte Produkte (z.B. Kaffee) und die Prämie wird den Bauern zur Verfügung gestellt, um in Entwicklungsprojekte zu investieren.

Für Kosmetik gibt es außerdem noch gesonderte Mindestanforderungen:

  • Für “leave on”-Produkte, wie Cremes, Lippenstifte, etc.:
  • Mindestens 5 % der Inhaltsstoffe (inkl. dem Wasseranteil) müssen Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe sein.
  • Für “wash off”-Produkte, wie Seife, Shampoos oder Duschgels:
  • Mindestens 2 % der Inhaltsstoffe müssen Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe sein, da der Wasseranteil viel höher ist.

Geschichte & Mission
“Bio” bedeutet nicht gleich fair gehandelt. Das Fairtrade-Siegel steht für die Unterstützung von Landwirt:innen, die unter Marktpreisschwankungen und unfairen Handelsbedingungen leiden. Außerdem werden durch die Fairtrade-Prämie Gemeinschaftsprojekte gefördert, die auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene wirken. Darüber hinaus wird ein nachhaltiger Rohstoffabbau gefördert, der die Biodiversität erhält und natürliche Ressourcen schützt. Sowohl für Kosmetik als auch für Textilien gibt es jeweils ergänzende Kriterien und dementsprechend auch spezielle Fairtrade-Siegel.

Kontrolle
Das Siegel wird alle drei Jahre erneuert. Im Laufe dieser Periode finden zusätzlich unangekündigte Kontrollen statt, bei denen auch Mitarbeiter:innen befragt werden. Bei kleineren Produzent:innen findet die Erneuerung alle sechs Jahre statt.

Anmerkung
Für Fairtrade-Produkte zahlen Endkonsument:innen im Schnitt mehr als für konventionelle Produkte. Oft wird kritisiert, dass der Aufpreis aber keineswegs bei den Produzent:innen ankommt, sondern der Einzelhandel daran verdient.

Fußnoten:
¹Weltmarken profitieren von Kinder- und Zwangsarbeit, Amnesty International

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Über komodea

Bei komodea setzen wir uns dafür ein, den Wandel zu einer nachhaltigen Zukunft durch die Transformation des Einkaufs voranzutreiben. Wir sind davon überzeugt, dass der Schlüssel zu einer zukunftsorientierten Gesellschaft in der Art und Weise liegt, unter welchen Bedingungen wir produzieren, handeln und konsumieren.

Deshalb konzentrieren wir uns darauf, Einkäufer:innen zu unterstützen, Produkte nach ihrem ökologischen Fußabdruck zu bewerten, bewusster einzukaufen und Abfall und Emissionen in der gesamten Lieferkette zu reduzieren.