Ein Interview mit Wolfgang Remagen von auping
Lieber Wolfgang, was macht guten Schlaf im Hotel aus?
Ein guter Schlaf im Hotel bedeutet ein gutes Schlafsystem. Das besteht aus einer ergonomisch anspruchsvollen Hotelmatratze und der dazu passenden Unterfederung. Dann kommen natürlich noch weiche Faktoren hinzu, wie Raumtemperatur, Belüftung und der Geräuschpegel im Hotelzimmer.
Die perfekte Hotelmatratze…
…bietet dem Hotelgast ein komfortables Liegegefühl. Dabei genügt sie qualitativ hochwertigen Ansprüchen, das bedeutet vor allem eine hochwertige ergonomische Unterstützung, aber auch eine gute Belüftung für ein angenehmes Schlafklima. Dies erreicht man am besten mit einem Taschenfeder System, welches die stabile Unterstützung des Körpers, vor allem an neuralgischen Punkten wie dem Lendenwirbelbereich, und gleichzeitig das sinnvolle Einsinken – an den Schultern und der Hüfte – garantiert. Dank der dynamischen Taschenfedern kann man sich im Schlaf ebenfalls leichter drehen, und das tun wir bis zu 30-mal pro Nacht. Darüber hinaus gewährleistet der Aufbau eines solchen Systems, beispielsweise im Vergleich zu reinen Schaummatratzen, eine wesentlich bessere Durchlüftung. Zu guter Letzt sollte die perfekte Hotelmatratze in Bezug auf Nachhaltigkeit und der gesamten Wertschöpfungskette richtungsweisend sein, d.h. möglichst langlebig, und am Ende der Lebensdauer keinen Abfall produzieren.
Wie wählen Gastgeber:innen eine Hotelmatratze aus? Auf was kommt es an?
Im Vorfeld sollten Gastgeber:innen gründlich recherchieren. Wurden dann geeignete Anbieter:innen ermittelt, sollten sich Gastgeber:innen ganz konkret in die Rolle des Gastes hineinversetzen und überlegen, auf welcher Art Matratze sie selbst gerne schlafen würden. Am besten also Probeliegen, im Idealfall auf verschiedenen in Frage kommenden nachhaltigen Hotelmatratzen.
Eine Hotelmatratze sollte leicht zu reinigen sein, am besten mit abnehmbaren Bezügen. Sie sollte die notwendigen Sicherheitskriterien erfüllen, also aus nur schwer entflammbaren Materialien gefertigt sein. Natürlich sollte sie ebenfalls wichtige Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Diese sind u.a. umweltfreundliche Materialien, eine ressourcenschonende Produktion und faire Entlohnung der Beschäftigten. Man sucht sich im Idealfall eine:n Partner:in, der/die nach Ende der Lebensdauer seiner/ihrer Matratzen die Entsorgung übernimmt, also die Matratzen dem Recyclingprozess zuführt. Auping ist weltweit bislang übrigens der einzige Hersteller, der seine gebrauchten Matratzen zirkulär wiederverwertet.
Im Privatbereich hält eine Matratze 10 bis 15 Jahre. Gibt es eine Statistik für die Lebensdauer einer Hotelmatratze?
Herkömmliche Hotelmatratzen haben in der Regel eine Lebensdauer von 2 bis 5 Jahren und werden anschließend weggeschmissen und thermisch verwertet. Es gibt bereits Entsorgungsunternehmen, die Matratzen wiederverwerten, aber in den seltensten Fällen wird sich darum vonseiten des Hotels gekümmert. In Holland z.B. werden Auping Matratzen von den partnerschaftlichen Müllentsorgungsanlagen auseinandergenommen und einzelne Komponente werden wieder genutzt. Federn gehen in die Stahlindustrie und die Latexschichten werden in der Sportartikelindustrie für Yogamatten etc. wiederverwertet. Trotzdem ist das Thema Logistik und Entsorgung noch nicht annähernd so ausgereift wie es sein könnte.
Was macht Eure Hotelmatratzen nachhaltig? Wie definiert ihr Nachhaltigkeit?
Bei Auping bedeutet Nachhaltigkeit die Verwendung von Produkten, die am Ende von ihrer möglichst langen Lebensdauer im Idealfall keinen Abfall produzieren, sondern in die Herstellung neuer Produkte gehen. Wichtig ist, dass am Ende nichts übrig bleibt. Den Kreislauf schließen. Das ist für uns Nachhaltigkeit in der reinsten Form.
Unsere Hotelmatratzen „Evolve“ sind die ersten vollkommen zirkulären Produkte ihrer Art. Nach ihrer Nutzungsdauer nehmen wir diese zurück, zerlegen diese in ihre Bestandteile Stahl und Polyester und führen diese Komponenten wieder komplett der Produktion neuer Matratzen zu, ohne dass irgendwelche Abfallprodukte übrig bleiben.
Was ist das Problem mit konventionellen Hotelmatratzen?
In der Vergangenheit haben Hoteliers das Thema ‘Schlafen’ hinten angestellt. Da ist oft das riesige TV-System oder die aufwändig gestaltete Duschkabine wichtiger. Konventionelle Hotelmatratzen waren – und sind leider immer noch – möglichst günstig produzierte Wegwerf-Artikel. Außerdem haben Hotelmatratzen in der Regel eine etwas kürzere Lebensdauer als solche für den privaten Gebrauch. Dies liegt zum Teil an der intensiven Nutzung, aber auch an der Tatsache, dass billige Produkte oftmals auch einen schnelleren Verschleiß mit sich bringen. Nach Ende ihrer Nutzungsdauer wandern sie dann einfach in die thermische Verwertung. Allein in der EU landen jährlich ca. 35 Millionen auf den Mülldeponien, ein nicht geringer Teil davon aus dem Hotel- und Gastgewerbe.
Zum Glück findet inzwischen ein Umdenken statt. Hotels beziehen sich langsam mehr und mehr auf ihre Kernkompetenz zurück: das Schlafen. Das Thema wird ernster genommen, wodurch Gastgeber:innen auch mehr Geld und Zeit investieren. Sie möchten ihren Gästen ein besseres Schlaferlebnis bieten. Als nächstes folgt hoffentlich nun ein Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit.
Das war noch nicht alles: Zur nachhaltigen Hotelmatratze gehören auch noch …
… nachhaltige Bettdecken und Kopfkissen. Hier spielt Ressourcenschonung eine große Rolle, wie auch Tierwohl. Daunendecken könnte man ersetzen durch Decken mit einer Füllung aus recycelten Polyester-Kügelchen. Alternativ sind auch recycelte Daunen eine Option.
(Anm. der Redaktion: Oder Nachhaltige Hotelbettwäsche aus Bio-Baumwolle)
Dieses Produkt sollte dringend für die Hotellerie erfunden werden
Die Hotellerie bräuchte ein urbanes Park & Shuttle System für Geschäftsreisende, die zwangsläufig mit PKW anreisen müssen.
Vielen Dank für das Interview, Wolfgang!