Hotels & Nachhaltigkeit sind wie… Brot & Butter. Zusammen köstlicher, reichhaltiger und spannender als jede Zutat für sich – aber beide funktionieren auch ohne den anderen. Wichtig zu erkennen und zu verstehen ist, dass jede Zutat sehr individuell ausgewählt und sorgfältig zugeschnitten werden muss – wortwörtlich gesehen bei Brot und Butter und metaphorisch bei Hotelkonzepten und Nachhaltigkeitsideen. Es kann dabei kein schwarz-weiß geben, weil die regionalen sowie strukturellen Anforderungen und Gegebenheiten sehr unterschiedlich ausfallen.
So stellst Du dir euer Hotel in 5 Jahren vor… Aktuell ergeben sich in unserer Branche, wahrscheinlich stärker denn je, diverse Herausforderungen in Bezug auf die Mitarbeiter:innen Akquise und der damit verbundenen Team Kontinuität. In meinen Augen bergen diese Herausforderungen jedoch auch große Chancen! Zum Beispiel indem wir mit dem Gastgewerbe neue Perspektiven bzw. vielmehr einen neuen Sinnplatz errichten. Ein Ansatz bedeutet dabei für uns, mit gezielten Projekten neue Dynamiken entsprechend zu nutzen. Das Ziel sollte sein, dass Mitarbeiter:innen mit Spaß und Wohlwollen in unserem Betrieb arbeiten und wirken wollen.
Das gute Gefühl, welches der Ort und unser Umfeld bei Menschen auslösen kann, macht uns stolz. Unsere Gäste und Gästinnen, Lieferant:innen, Mitarbeiter:innen und viele weitere Mitwirkende verstehen unser Konzept meist am besten, wenn sie es selbst erleben. Wir haben unser Grundkonzept nie neu erfunden, jedoch in diversen Wirkungsfeldern Sinn und Werte immer wieder zur Diskussion gestellt. So wünschen wir es uns auch für die nächsten Jahre und die Zukunft.
Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Ein echtes Herzensthema: Ich würde gerne aus Nahrungsmitteln wieder Lebensmittel machen. In erster Linie sollte es darum gehen, den Lebensmitteln ihre gerechte Werte- und Preisstruktur zurückzugeben und den Stellenwert der gesamten Herstellungs- und Lieferkette wieder erkennbarer zu machen. In den letzten Jahrzehnten ist die Diskrepanz zwischen echtem Wert und Preis, sowohl im haushaltlichen als auch im industriellen Bereich, leider viel zu groß geworden. Im Grunde bedarf es einer Sensibilisierung bereits in einem frühen Alter, zum Beispiel über die Schulbildung bei Kindern. Ich für meinen Teil werde nicht müde, das System ändern zu wollen und bin sehr froh, über unser Hotel und unsere Küche einen Beitrag leisten zu können.
Welches Produkt müsste dringend für Hotels erfunden werden? Mein erster Impuls lautet: man braucht viel weniger, als man denkt. Diese Erkenntnis ist sicherlich nicht nur bei uns, sondern auch bei einigen Branchenkolleg:innen über die Zeit der Corona Pandemie einmal mehr geschärft worden. Wir konnten wesentliche Learnings aus der Kommunikation mit unseren Gästen und Gästinnen gewinnen (Was wird wirklich gebraucht und genutzt? Wonach wird gar nicht gefragt?) und sehen, dass die Qualitätsansprüche insgesamt höher, die Nachfragen nach einzelnen Produkten gleichzeitig weniger sind. Ein Kompliment an dieser Stelle an TUTAKA: Aus unserer Sicht ist euer Sortiment bereits sehr gut aufgestellt und berücksichtigt Artikel, die tatsächlich gebraucht werden. [Anm. der Redaktion: Danke, liebe Marianne!]
Wesentliche Potenziale sehen wir wiederum noch in der Digitalisierung der Hotelbranche. Da sind wir sehr gespannt, welche Innovationen und Entwicklungen die nächsten Jahre hervorbringen werden.
Wie kauft ihr im der daberer ein? Unsere Einkaufs-Entscheidungen liegen in den einzelnen Teams verankert. Unser Küchenchef kauft beispielsweise autark für die Küche ein. Er trägt die Verantwortung für die Umsetzung unserer Ansprüche in Bezug auf Regionalität der Produkte, des biologisch erzeugten Ursprungs und der Berücksichtigung unserer gesamthaften Qualitätsphilosophie.
Grundsätzlich profitieren wir von unserer starken Team Aufteilung und leben auch im Einkauf eine klare Wertestruktur. Wir versuchen viel selbst zu machen, wissen jedoch auch, dass es Potenziale der Verbesserung gibt. Im der daberer erhalten die Wahrung des Lebens, der Welt und der Wirtschaft ein besonderes Augenmerk. Das ist unser unternehmerisches Selbstverständnis und findet natürlich auch den Transfer auf den Einkauf.
Wir nutzen kleinere Einkaufsstrukturen und haben damit grundsätzlich einen höheren Gesamtaufwand, weil wir eben nicht alles aus einer Hand auf einmal bestellen. Für uns macht Einkauf jedoch gleichwohl Spaß und wir sehen in diesem Feld einen besonders hohen Wirkungshebel.
Was macht dich richtig zufrieden? Hier muss ich vorweg nehmen: ich bin grundsätzlich ein glücklicher Mensch, aber nie wirklich zufrieden. Ich kann nie so ganz Ruhe geben und sehe immer Optimierungspotentiale. Glücklich machen mich jedoch Momente, die mir zeigen, dass unsere Gäste und Gästinnen unseren Ansatz, unser Angebot und damit unser Leben an diesem – unserem – Standort im Gailtal emotional verstehen und wertschätzen. Wir erklären nicht viel, sondern leben nach einem sehr undogmatischen Ansatz. Dadurch ist unsere Kommunikation authentisch und spürbar. Und wenn ich Feedback erhalte, dass für Menschen die Anwesenheit im der daberer eine wertvolle Erfahrung ist, bin ich wirklich glücklich.
Die Zukunft ist… momentan herausfordernd. Und die Herausforderungen sind anzugehen!
Mit wem sollten wir unbedingt auch mal einchecken?
Ein #CheckInMit Michaela Reitterer wäre eine tolle Bereicherung. Sie leitet nicht nur das Hotel Stadthalle, das als erstes Null-Energie-Bilanz Hotel der Stadt Wien bekannt ist, sondern ist bereits seit 2013 die Präsidentin der Österreichischen Hotellerie Vereinigung. Ich schätze sie als Kollegin sehr und halte sie für eine Pionierin unserer Branche. Ihr besonderer Einsatz und der Tatendrang, der das Boutiquehotel Stadthalle zu einem Öko-Hotel der ganz besonderen Art gemacht hat, sind sehr inspirierend.
Liebe Marianne, herzlichen Dank für deine Zeit und diesen spannenden #CheckInMit!